Der “Bad Kohlgruber Anzeiger” erscheint bis auf weiteres dreimal in der Woche: Dienstag, Donnerstag und Samstag.
Druck und Verlag Heinrich Uhlschmid, Oberammergau
Bezugspreis: vierteljährlich 2 MK durch die Post
Allgemeiner Anzeiger für Bad- und Dorf Kohlgrub.
Offizielles Nachrichtenblatt des Fremden-Verkehrs-Vereins Kohlgrub.
Büro: Villa Brunner, Bahnhofstr. Tel. 84521
Zum 75. Wiegenfest der Besitzerin des Bades Kohlgrub
Frau Marie Faller
Motto: Meine Arbeit mein Leben.
Morgen am 25. März 1927 begehrt die Besitzerin des Bades Kohlgrub, Frau Marie Faller die Feier ihres 75. Geburtstages. Es ist unserer Mutter Marie Faller gegönnt, diese seltenen Feier in völlig geistiger Frische inmitten ihres Hauses und der ganzen Gemeinde Kohlgrub feiern zu können.
Wohl jedes Herz in der Gemeinde Kohlgrub wird heute seine innigsten Glück- und Segenswünsche hinauf senden zur sonnigen, herrlichen Höhe der Frau Faller, von welcher seit der langen Reihe von Jahren nur Gutes, Hilfe und Beweise innigster Hingabe und Anteilnahme an jedes Geschick der Gemeinde und aber auch an jede einzelne Person und Familie herabgekommen ist. So schaltet und waltet unsere Mutter Marie Faller stets zum Segen aller die sie kennen und die um sie waren.
Nicht nur innerhalb unseres Bayernlandes ist der Name Faller einer der markantesten geworden, weit über Deutschlands Grenzen hinaus, man darf sagen in allen Ländern ist der Name Marie Faller und deren Unternehmen, das Bad Kohlgrub, in besten Ruf und Ansehen. Frau Marie´s Faller Wege waren aber nicht immer mit Rosen bestreut, gar manchmal fand sie denselben mit vielen Dornen übersät. Jedoch ihr unbeugsamer eiserner, energischer Wille und ihre Tatkraft verbunden mit unendlicher Schaffensfreude bis auf den heutigen Tag ließ ihr alles schaffen und werden in ihrem immer bewährten Sinne.
Hart waren die Kriegs-, Revolutions- und Nachkriegs- sowie die Inflationszeit, welche nicht spurlos an dem hehrem Haupte vorübergingen, sondern auch da schwere Anstürme zu bekämpfen waren.
Mutter Faller trotze allen Widerwärtigkeiten die ihr hemmend und hindernd in den Weg traten in meisterhafter Weise, niemals vergessend ihrer Angestellten und all derer die zu ihr kamen um sie um Rat und Hilfe anflehten.
Wohl niemand seit ihres Wirkens wurde einmal abgewiesen und noch Niemand hat die Schwelle unserer Mutter Faller ohne Trost, Mut und Hilfe verlassen und heute kennt man deutlich den Erfolg ihrer steten Hilfsbereitschaft indem sie das große Glück hat, mit den Ungezählten, die ihr heute zurufen und zujubeln das seltene FEst begehen zu können.
Einen herben Rückschlag erlitt die Mutter Marie Faller am 1. März 1923.
Der treubesorgte Gatte Herr August Faller hatte an diesem Tag die Augen für immer geschlossen und Frau Faller war gezwungen, den inzwischen immer vorwärts geschrittenen Unternehmen alleiniger Herr zu sein. Inmitten der Schmerzen um den verlorenen Gatten ergriff sie ebenfalls mit großem Geschick und Umsicht die Zügel, sodaß das Bad Kohlgrub heute einen Ruf genießt glich anderen Weltbädern weit in allen fremden Zonen.
In sunerem engeren Sinne und Kreise wurde Frau Faller von allen denen, welche mit ihr in Verkehrt kamen als wirkliche Mutter betrachtet, interessiert sie sich doch für jedes einzelne herbe Geschick und heilt jede Wunde, die ihren Mitmenschen zugefügt werden, so daß man ruhig sagen kann, der Name Faller wird lebendig bleiben, noch mehr Generationen und Zeiten, die unvergeßlich dessen was Mutter Faller getan.
Der Gemeinderat Kohlgrub hat in dankbarer Anerkennung der hervorragenden außerordentlichen undunvergeßlichen Verdienste der Mutter Faller derselben in einer Festsitzung des Ehrenbürgerrecht verliehen.
Der Fremdenverkehrsverein hat seine Gönnerin und Helferin, die Witwe des Gründungsmitgliedes August Faller nebst einer herrlichen Blumenspende zu ihrem Ehrenmitglied ernannt.
Neben ist in Bilde unserer Mutter festgehalten wie sie in der letzten Saison 1926 an der Schwelle ihres weltkannten Hauses Umschau hielt nach all den Dingen, die Umsicht, Ausdauer und volle Energie erfordern und die Mutter Faller herrlich bemeisterte.
Möge Frau Faller sich bald erholen vn der vorüber gehenden Krankheit, die sie vor kurzem befallen und möge Frau Faller noch lange Jahre in bester Gesundheit erhalten bleiben ihrem Haus, ihren Angestellten den Kohlgrubern und allen, die sie kennen.
Diesen aufrichtigen und wahren Wunsch wird wohl heute eine jede Person, die Frau Faller kennt ihr zurufen wie auch wir zum Schlusse den innigen Wunsch aussprechen:
Gott erhalte noch lange unsere gute Mutter Frau Faller.
Ein Bergfeuer seltener Größe wird heute auflodern, welches hinaustragen soll unsere Wünsche zum allerhöchsten Herrn, damit er sie in Erfüllung gehen lassen möge.
(Bemerkung: Frau Faller wurde wieder gesund und verstarb am 3. Juni 1931).